Insulasion ~ Reykjavík-Leipzig (2010/2011)



Insulasion

Eine Vorstellung: Wir alle sind Inseln, wir existieren nebeneinander, in einer chaotischen Gleichzeitigkeit und Interferenz, aus einem Teil entstanden und in viele zersprungen.


Die Insel in uns. Die Insel um uns. Ein Konstrukt.


                  Insulasion

Insel                 Illusion           Isolation



Ein Konstrukt von vielen Realitäten, nicht alle Wirklichkeiten sind greifbar, nur im Moment eröffnen sich bestimmte Wahrheiten. Ein Konstrukt von der Wirklichkeit- Phänomene, die ungeachtet unseres Wollens vorhanden sind.

Schaffen wir ein bewegtes Bild im Bild,eine Überlagerung von Wirklichkeit mit einer anderen, ein Spiel mit Illusionen, die Wahrheit erfinden und zur Realität werden lassen können?
 
Die Insel ein Lebensraum von herausragender Landmasse, umschlossen vom Meer, welches verbindet, gleichzeitig alles von einander trennt, Raum gebend und losgelöst vom Rest, um dieser eine Existenz zu geben.
Die realen unentdeckten Inseln werden immer weniger- dafür wachsen jene im Kopf.

Dem Menschen ist es bestimmt, seine Welt zu konstruieren und mit anderen zu bewohnen.
Diese Welt wird ihm zur dominierenden und definitiven Wirklichkeit, ihre Grenzen sind von der Natur
gesetzt. Hat er sie jedoch erst einmal konstruiert, so wirkt sie zurück auf die Natur.
In der Dialektik zwischen Natur und gesellschaftlich konstruierter Welt wird noch der menschliche
Organismus umgemodelt.
Der Mensch produziert und konstruiert Wirklichkeit - und sich selbst.

Können wir die verschiednen Dimensionen von Wirklichkeit kontrollieren?

Eine Insel, in der sich die Wirklichkeit der Welt und die Wirklichkeit des
Bildes in der unmittelbaren Wirklichkeit des Körpers konsolidieren.




Insulasion

Nun hängen wir da
zwischen
all den zusammenhängenden
überlagernden Linien
Gefangen ist die Gleichzeitigkeit der Ereignisse
inmitten
der Stränge- Gedankenlinien- Bewegungslinien
Konstrukt erschaffen
wir hängen    zwischen real
wie Marionetten einer Zivilisation
an Fäden ziehend
                     ziehen lassen
zwischen Linien
an tanzenden Fäden hängen
Auflösung darin
                              eine Befreiung
         Insulasion

Linien in ein anderes fügen- es bewegen
wegbewegen- herumbewegen

         Insulasion
             Gedankenillusionen




* in Leipzig- Instiut für Kunstpädagogik























Grafische Arbeiten




Verknotung 1-2
Linolschnitt, Collagedruck auf Transparentpapier
40 cm x 70 cm
2011







Marionett 1-4
Linolschnitt, Zeichnungen auf Transparentpapier
40 cm x 70 cm
30 cm x 43 cm
2011






Befreiung in die Illusion
Zeichnung auf Transpartentpapier
78 cm x 110 cm
2011






Filmprojektion
















Filmsequenz Insulasion

Fadeninsel
Zusammenschnitt
7,11 Minuten
in Endlosschleife
Island 2011


Island als eine Insel: existiert als Realität- aber auch als Konstrukt, hat ein Image, aber viele
Wirklichkeiten.
Die Sequenzen und Performance, die ich während meiner Zeit in Island von August 2010 bis Mai 2011 filmte, zeigen meine Sichtweise und dokumentieren somit meinen persönlichen Inselblick, als Teil meiner Wirklichkeit.
In manchen Sequenzen greife ich bewusst ein, andere entstanden aus sich selbst heraus. Das immer
wiederkehrende Thema eines Naturbildes lässt viel Platz für Illusionen - weite Flächen, Unbewohnt,
Unberührtheit, Natürlichkeit eine fast Ursprünglichkeit, ist gleichzeitig aber auch in der Gefahr der
Zerstörung und kommt somit in direkten Austausch mit den Druckgrafiken.
Die Performance entstanden an verschiednen Orten Islands- die sich aber immer mit dem Inselcharakter auseinandersetzen. Wichtige Rolle spielt dabei das Thema Wasser- was umrundet und wichtige
Lebensquelle ist. Ich befinde mich also entweder am Rande der Insel- am Ufer des Meeres, im Wasser, Blick über das Land oder inmitten von der wenigen Vegetation Islands.
Man sieht in dem Filmen nicht die weite des Landes und man kann auch sicher nicht deutlich einordnen, dass sich die Handlung in Island befindet- dennoch nehmen die Performance bewusst auch den
Naturraum als Bezugspunkt mit ihrer Bewegung darin.
Die Performance lassen spüren wie es ist an eine Faden zu hängen- einer scheinbaren Blindheit erlebend, um sich dann davon loszureißen, dennoch schwimmend im Chaos der Wirklichkeiten.

„To Pull wool over someones eyes“ ein englisches Sprichwort- was die Blindheit vor der Realität und Wahrheit thematisiert.


Stils aus dem Film:






Tonaufnahmen- Sound


Insulasion
Musik improvisiert zu den Filmsequenzen
Raphael Arsenault und Antoine Létourneau Berger
6 mal 7.11 minuten Sequenzen
geloopt
2011


Die Aufnahme der Musik fand im Juni 2011 in Leipzig, mit zwei in Island kennengelernten kanadischen Musikern, statt. Die Präsentation der Insulasion in Reykjavik fand zunächst ohne den musikalischen Teil statt, dennoch hatte ich zu dieser Zeit schon eine genaue Vorstellung, welche ich später noch realisieren wollte.

Es kam jedoch das Raphael Arsenault und Antoine Létourneau Berger,zwei kanadische Musiker am 21.Mai 2011 zu meiner Ausstellung in der Universität Island kamen. Sie fragten mich, ob sie auf meine Arbeit improvsieren dürften, da sie sich inspiriert fühlten.
Sie improvisierten fast 45 Minuten mit Geige, Gitarre, Stimme und im Raum gefunden Objekten zu meinem immer wiederholenden Filmsequenzen. Die Besucher der Ausstellung nahmen sich nun also noch mehr Zeit die Srbeit zu betrachten, wechselten Orte ( auch die Musiker taten dies) betrachten Video und Grafiken mehrmals und von verschiedenen Sichtweisen.

Im Juni 2011 nahm ich mit Raphael Arsenault und Antoine Létourneau Berger in Leipzig eine neue improvisierte Version auf.
Inszwischen kannten sie zwar die Arbeit schon, jedoch weihte ich sie erst im nachhinein in die
Hintergründe ein, sodass sie von mir unbeeinflusst agierten.

Die Musiksequenzen sind ein weiterer Teil der Überlagerung der verschiednen Teilaspekte der Arbei der Insulasion. Es wurden nun insgesamt 6 je 7.11 minuten lange Stücke aufgenommen, dabei wurde alles an einem Stück gespielt und später erst von mir in die einzelnen Teile zerschnitten.
3 Teile wurden während des parallelen Schauen des Films aufgenommen und 3 weitere ohne Video aber mit angezeigter Zeitbegrenzung aufgenommen.

Bei der Ausstellung der Arbeit werden die 6 Stücke geloppt, sodass sie in immer wieder anderer
Abfolge laufen.











* Exhibition- Syning- Ausstellung in Reykjavík 

 

21.Mai.2011 

Exhibition- Syning- Ausstellung in Reykjavík





 

 












Workdiary

From 1.May to 21.May 2011 Ideas of Insulasion

20.May 2011

19.May 2011




18.Mai 2011

17.Mai 2011


16. Mai 2011





15.Mai 2011


14. Mai 2011






13. Mai 2011


 12. Mai 2011





11. Mai 2011



10. Mai 2011



9. Mai 2011




8. Mai 2011



7. Mai 2011




6.Mai 2011




5. Mai 2011

 

4. Mai 2011 

                                                   


3. Mai 2011

                                               




Hintergrund

Jeden Tag kommt es zu einer Überlagerung neuer Ideen, Gedanken und Geschehnissen, dies beeinflusst unsere Wahrnehmung unserer Wirklichkeit.

„Das Sehen [...] ist vielmehr ein Denken, das streng die im Körper gegebenen Zeichen entziffert“. 

(Merleau-Ponty, Maurice: „Das Auge und der Geist“ (1961))

Ähnlichkeit steht also am Ende des Wahrnehmungsprozesses, nicht am Anfang.
Dementsprechend wenig (bis keinen) Aufschluss gibt uns das geistige Bild über das Innerste des Seins.
Wir leben in verschiedenen Lebensrealitäten, aufgrund von Überlagerung von Informationen und
Aktionen in unserer Welt. Wir sind an vielen Orten gleichzeitig konstruieren uns ein Bild der
Wirklichkeit undbilden daraus ein eigenes Konstrukt.
Das Bewusstsein in der Alltagswelt funktioniert subjektiv sinnhaft, intentional und objektbezogen.

Damit ist es abgegrenzt von Bewusstseinsformen in anderen Welten: Traum, theoretische Physik, Spiel und im weiteren Sinne auch Kunst und Religion.
Eine bestimmte Wirklichkeitsordnung strukturiert die Alltagswelt.
Aspekte dieser Ordnung sind Sprache, Technik, soziale Beziehungen, das Hier und Jetzt als Zentrum, die Differenzierung in Nah- und Fernzonen, die Spezifika der Arbeitswelt, Intersubjektivität, verschiedene möglichePerspektiven, Selbstverständlichkeit, Ausbildung von Routine- und Problembereichen, die
Ausbildung eines Erfahrungsrahmens und eine Zeitstruktur, die sowohl das Konzept permanenten
Zeitflusses als auch zeitliche Einzelabschnitte denkbar macht. Das Basismodell gesellschaftlicher
Interaktion in der Alltagswelt ist die Vis-á-vis-Situation, in der Menschen in Aktion, Reaktionund
Gegenreaktion miteinander interagieren. Der Mensch ist weltoffen und produziert sich selbst
gesellschaftlich. Das, was dabeials normal gilt, ist kulturell und historisch verschieden.
Für jeden Menschen ist eine wiederum von Menschen produzierte institutionalisierte
Gesellschaftsordnung vorgegeben. Sie können als typisierte kontrolliert und weitergegeben werden.
Nietzsche entwickelte seine eigene Theorie des „falschen Bewußtsein“ in den Analysen der
gesellschaftlichen Bedeutung von Täuschung und Selbsttäuschung und der Illusion als notwendiger Lebensbedingung.

Der Mensch sieht die dritte Dimension im Entfernungsverhältnis zwischen seinem Körper und dem jeweiligen Objekt der Anschauung.
Dinge überlagern oder verbergen sich in Wirklichkeit ja nicht; da aber der Wahrnehmende seinem
Körper verhaftet ist, benötigt er die dritte Dimension um für ihn scheinbar hintereinander stehende Dinge zu ordnen.
Der Mensch ist also im Raum.
Die Tiefe, die sich der Mensch beim Anblick eines Gemäldes einbilden kann:
„Illusion einer Illusion“


„Für unsere Zwecke genügt es, ‚Wirklichkeit‘ als Qualität von Phänomenen zu definieren, die
ungeachtet unseres Wollens vorhanden sind - wir können sie ver- aber nicht wegwünschen.
‚Wissen‘ definieren wir als die Gewißheit, daß Phänomene wirklich sind und bestimmbare
Eigenschaften haben. 

(Berger, Peter L./ Luckmann, Thomas (1969/1987): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuch
Verlag. S. 70)


„Der Mensch ist biologisch bestimmt, eine Welt zu konstruieren und mit anderen zu bewohnen.
Diese Welt wird ihm zur dominierenden und definitiven Wirklichkeit. Ihre Grenzen sind von der
Natur gesetzt. Hat er sie jedoch erst einmal konstruiert, so wirkt sie zurück auf die Natur.
In der Dialektik zwischen Natur und gesellschaftlich konstruierter Welt wird noch der menschliche Organismus umgemodelt.

In dieser Dialektik produziert der Mensch Wirklichkeit - und sich selbst.“